Pressebericht Nordsee-Zeitung über TOURILOX Boßeln, Januar 2010

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Quelle: Nordsee-Zeitung, 9. Januar 2010

Erster Wurf landet im Graben

Sechs Kilometer gute Laune: Auf der TOURILOX-Boßeltour rollen Kugeln und der Bollerwagen

Nordsee-Zeitung 9. Jan.2010

Loxstedt. „Wie jetzt – gibt es denn nur Kohl, kein Fleisch und keine Kartoffeln?“ Etwas verdutzt schaute Harald Breitner vom TOURILOX-Vorstand schon, als ihm diese nicht ganz ernst gemeinte Frage entgegen schallte. Er hatte zuvor angekündigt, dass die diesjährige Boßeltour des Vereins für Tourismus und Heimatpflege (TOURILOX) mit einem zünftigen Grünkohlessen enden werde.
Etwa 20 Personen hatten sich beim Dorfplatz in Wiemsdorf getroffen, um mit TOURILOX auf Boßeltour durch das winterliche Landwürden zu gehen. Im Schlepptau war natürlich der unvermeidliche Bollerwagen, der beladen mit Köstlichkeiten, schnell zum Mittelpunkt wurde.
Und dann ging es los. Der TOURILOX-Vorsitzende Jan-Uwe Andersen warf die erste Kugel, mit Schwung versteht sich. Die Kugel rollte und rollte und kullerte – sehr zum Vergnügen der übrigen Teilnehmer – prompt in einen Graben.

Ingrid Wersinski, Nordsee-Zeitung 9. Jan 2010, Foto br

Der war zum Glück zugefroren, so dass Harald Breitner sie problemlos mit einem Kescher wieder heraufholen konnte.

Dann ging es Wurf für Wurf weiter, die Wiemsdorfer Dorfstraße entlang, dann rechts ab durch die Wiesen in Richtung Weserdeich und dort weiter in Richtung Dedesdorf. Zwischendurch wurden natürlich immer wieder die notwendigen Stärkungspausen eingelegt und die Mitboßeler aus dem Bollerwagen mit warmen Getränken versorgt. Nach etwa zwei Stunden und rund sechs bei bester Laune zurückgelegten Kilometern hatte die fröhliche Gesellschaft ihr Ziel erreicht: In der Gaststätte Campsen in Dedesdorf wartete schon der bereits erwähnte Grünkohl, natürlich inklusive aller Beilagen.

Ein Fazit zog Andersen: „Das Boßeln ist immer der Auftakt zu einer Vielzahl von Veranstaltungen die TOURILOX im Laufe des Jahres anbietet. Das ist es natürlich toll, wenn das schon so gut läuft.“

Einfacher als Klootschießen

Was aber ist Boßeln eigentlich? Das Straßenboßeln entwickelte sich in Deutschland Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts aus dem Klootschießen. Es nahm an Beliebtheit schnell zu, als immer mehr Straßen befestigt wurden und weil es einfacher zu spielen war als das Klootschießen mit seiner technisch anspruchsvollen Wurftechnik. Zum Freizeit- und Breitensport wurde das Boßeln aber erst nach dem Zweiten Weltkrieg.
In Ostfriesland und im Oldenburger Land wird mit Gummi- und Kunststoffkugeln geworfen, die zwischen 8,5 und 12 Zentimeter groß sind. Zur Grundausstattung einer Boßelmannschaft zählt neben den Kugeln unbedingt ein Klootsoeker oder Grabber (Kescher), der dazu dient, Kugeln aus wasserführenden Straßengräben zu fischen. Wie auch beim ersten Wurf der diesjährigen Tourilox-Boßeltour.

Meike Petrikowski, Nordsee-Zeitung 9. Jan 2010, Foto br

Die Kunst des Boßelns

Beim Boßelwurf wird der Arm im Laufen zunächst nach hinten bewegt und anschließend mit einer schnellen Bewegung wieder nach vorne geschnellt, um die Boßelkugel mit einer hohen Geschwindigkeit loszulassen. Dabei kommt es darauf an, die Flugbahn nicht zu steil werden zu lassen, damit die Kugel nach der Landung auf der Straße noch möglichst weit rollt. Durch verschiedene Techniken beim Abwerfen kann der Boßler der Kugel einen Drall mitgeben, der es möglich macht, um eine Kurve zu werfen. Im Plattdeutschen werden diese Techniken överd Dum (über den Daumen) und överd Finge (über den Finger) genannt. Der normale Abwurf ohne Drall heißt liek ut Hand (gerade aus der Hand).

Auf geraden Strecken mit geeignetem Untergrund können Spitzen-Boßler mit der Gummikugel problemlos Weiten von 200 Metern mit einem Wurf erzielen. Beim jährlichen Boßeln von Tourilox aber ist das alles nicht so wichtig. Dort zählt vor allem der Spaß bei der Sache. (br)